Symbol_TaschenrechnerMit dem Hamburger MINTFIT-Test sollen Studieninteressierte und Studienanfänger/innen vergleichsweise einfach und zügig überprüfen können, ob ihre Mathematikkenntnisse den Ansprüchen genügen, die sie bei Studienbeginn erfüllen müssen. Am Ende des Online-Tests erfährt man im Detail, welche Themengebiete man auffrischen sollte. Dafür stehen dann der Online Mathematik Brückenkurs OMB+ und  viaMINT zur Verfügung. Doch eignet sich das Angebot auch für Studienanfänger der Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften? Experten der Fakultäten WiSo und BWL haben sich den Test angesehen.

Der MINTFIT-Test wurde von vier Hamburger Hochschulen für den Einstieg in ein Studium der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik entwickelt. Seine Inhalte orientieren sich an dem weithin anerkannten Mindestanforderungskatalog Mathematik. Dieser Katalog wurde auch für wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge wie VWL und BWL konzipiert.
Wer aber am Anfang eines Studiengangs in den Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften steht, sollte die folgenden Aspekte beachten:

Passung des MINTFIT-Tests für angehende BWL-Studierende

Folgende Inhalte des MINTFIT-Tests sind für angehende BWL-Studierende von untergeordneter Bedeutung:

  • Trigonometrie
  • Analytische Geometrie der Ebene

Um die Anforderungen zu Beginn des BWL-Studiums abzubilden, müsste der Test stattdessen (verstärkt) Inhalte wie

  • Mengenlehre und Zahlenmengen
  • Polynomdivision
  • binomische Formeln/Pascalsches Dreieck
  • Betrag
  • Summen- und Produktzeichen
  • Lösen von quadratischen/kubischen Gleichungen
  • Lösen von linearen Gleichungssystemen
  • Lösen von Ungleichungen
  • Grenzwerte und Stetigkeit
  • Differentialrechnung und Differentiationsregeln
  • Kurvendiskussion
  • Integralrechnung und Flächenberechnung

umfassen.
Diese fachliche Rückmeldung erhielt ich freundlicherweise von Arne Johannssen. Arne Johannssen ist Mitarbeiter von Prof. Dr. Michael Merz am Schwerpunkt Statistik der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre. Er ist Dozent, Mentor und Organisator im Teilprojekt 30 „Methodenausbildung in der Studieneingangsphase – Vorkurs Mathematik“ des Universitätskollegs. Herr Johannssen verfügt über Lehrerfahrungen unter anderem in der Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler I und II, dem Vorkurs Mathematik und in der Wirtschaftsmathematik.

Passung des MINTFIT-Tests für angehende VWL-Studierende

Da vielen Schulabgängern das nötige Vorwissen fehlt, hat der Fachbereich VWL das Studium derart umgestellt, dass sich die Studierenden die notwendigen Mathekenntnisse in den ersten beiden Semestern aneignen können (in den Kursen Mathe I und II). Um das nötige mathematische Grundverständnis für diese Kurse zu erlangen, wird zudem jedes Jahr im September ein Mathe Vorkurs angeboten (14 Tage vor der Orientierungseinheit). Der Vorkurs ist zunächst ein optionales Angebot, das den Übergang ins Studium erleichtern soll.
„Das Niveau des MINTFIT-Tests ist daher für unsere Studienanfänger im Bachelor etwas zu hoch“, berichtet Dr. Michael Paetz. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter für Lehraufgaben hat selbst einen Selbsttest veröffentlicht, der das nötige Vorwissen umfasst. „Mit dem derzeitigen Vorkurs Mathematik kann man lediglich die ersten 14 Fragen des MINTFIT-Grundwissentests beantworten. Dies wäre also die minimale mathematische Voraussetzung für das Studium“, so Paetz.
Im Laufe der ersten beiden Semester werden dann aber alle Bereiche des MINTFIT-Tests abgedeckt, so Wirtschaftsmathematiker Paetz. Mehr noch, im MINTFIT-Test fehlen aus VWL-Sicht sogar Themen:

  • Differentialrechnung
  • Exponentialfunktion (was verwundert, da sie die Umkehrfunktion, den Logarithmus, behandeln)
  • Lineare Approximation
  • Höhenlinien und implizites Differenzieren
  • Elastizitäten
  • Optimierung unter Nebenbedingungen
  • Matrizen
  • Determinanten

Passung des MINTFIT-Tests für angehende Studierende der Politikwissenschaft und Soziologie

Nach einigen inhaltlichen Anpassungen wäre der Test auch für Studienanfänger der Soziologie und Politikwissenschaft geeignet. „Der Test ist gut gemacht, geht für unseren Bedarf aber zu weit“, sagt Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp. Kai-Uwe Schnapp ist der stellvertretende Sprecher des Fachbereichs Sozialwissenschaften und Programmdirektor der Studiengänge Bachelor und Master Politische Wissenschaft.
„Es sind Fragen drin, die passen. Aber für das, was die angehenden Studierenden hier brauchen, sind nur bestimmte Bereiche gefragt“, sagt Schnapp.
Für den Beginn eines Studiums der Soziologie und Politikwissenschaft genügen demnach die Themen

  • Grundrechenarten,
  • Bruchrechnung,
  • Prozentrechnung,
  • Potenzen und Wurzeln und
  • teilweise Logarithmen

Diese finden sich im MINTFIT-Test 1.
Wichtige Themen aus dem zweiten Teil des Tests sind:

  • zweidimensionales Koordinatensystem
  • Logarithmusfunktion.

Zusätzlich müsste MINTFIT allerdings folgende Themen umfassen:

  • Betrag
  • Summen- und Produktzeichen
  • Mengenlehre und Zahlenmengen
  • Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung

Man könnte noch Matrizen und Determinanten hinzufügen, so Schnapp. „Das wäre aber schon für Fortgeschrittene. Und wenn man das ergänzte, dann müsste man wohl noch mehr ergänzen. Das wird aber im Studium nicht obligatorisch abgerufen.“

Fachspezifische Zugänge gefragt

Die erfolgversprechendste Maßnahme wird wohl stets die Teilnahme an einem Mathe-Vorkurs des eigenen Studiengangs sein. Den MINTFIT-Test finden die befragten Lehrenden aber durchaus gelungen – in fachlicher Hinsicht ebenso wie in methodischer. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bräuchten aber fachspezifische Zugänge mit jeweils abweichender Themengewichtung.