Zugegeben, die Überschrift ist nicht fair. Denn um Faulheit handelt es sich nun wirklich nicht, wenn Lehrende in Vorbereitung auf das Wintersemester 2021/22 nach Lösungen suchen, die möglichst vielen Interessenslagen gerecht werden.
In diesem Blogbeitrag beschreiben wir einen Weg, wie Sie Präsenz-Lehre mit minimalem technischen wie organisatorischen Aufwand als hybrides Format anbieten können.
Digitale Studierbarkeit im WiSe 2021/22 nicht mehr garantiert*
Bei vielen ist der Wunsch nach einer Rückkehr an die Universität groß. Einige Lehrende haben sich bereits entschieden, ihre Veranstaltungen wieder in Präsenz anzubieten. Die digitale Studierbarkeit muss im Wintersemester nicht mehr grundsätzlich gewährleistet werden und die Studierenden der Universität Hamburg wurden aufgefordert, sich darauf einzustellen.
Warum also noch Gedanken über hybride Lösungen machen, wenn diese mit viel Aufwand für die Lehrenden verbunden sind?
Gute Gründe, nicht in Präsenz anwesend zu sein
Weil es nachvollziehbare Gründe gibt, warum Studierende einer Teilnahme in Präsenz skeptisch gegenüberstehen. Eine weite Anfahrt zur Uni mag nicht jede Lehrperson gelten lassen. Dass die subjektive Bedrohung durch eine mögliche Erkrankung individuell sehr unterschiedlich ist und sich eine Bewertung der Rechtmäßigkeit einer solchen Wahrnehmung durch Außenstehenden fast schon verbietet, überzeugt vielleicht schon eher.
Nicht zuletzt lohnt es sich aus ganz praktischen Erwägungen, bereits jetzt über ein solches Szenario nachzudenken: Was passiert mit der Lehrveranstaltung, wenn sich einzelne Studierende zeitweise in Quarantäne begeben müssen und im Interesse aller nicht anwesend sein können?
Hybrid mit wenigen Klicks: Zoom-Meeting per Beamer teilen
In der Präsenzlehre nutzen viele Lehrende digitale Präsentationsfolien, die per Beamer an die Wand geworfen werden.
Dieses Lehrszenario lässt sich sehr leicht und ohne zusätzliche technische Ausstattung für eine Online-Teilnahme öffnen:
- Zoom-Meeting erstellen und kommunizieren: Erstellen Sie wie in der rein digitalen Lehre vorab ein Zoom-Meeting und kommunizieren Sie die Zugangsdaten rechtzeitig, zum Beispiel über OpenOlat. Erläutern Sie am Semesteranfang das Lehrsetting. Wer weiß, was auf einen zukommt, kann sich besser auf die Inhalte konzentrieren.
- Begrüßen Sie die Studierenden, die in Präsenz anwesend sind. Öffnen Sie den Zoom-Raum auf Ihrem Laptop und begrüßen Sie nun alle, die von zu Hause aus dabei sind.
- Projizieren Sie das Zoom-Meeting per Beamer an die Wand. Achtung: Klären Sie zuvor alle Online-Teilnehmenden darüber auf, dass sie gleich für alle im Seminarraum zu sehen sind. So geben Sie allen die Möglichkeit, ihre Kamera vorher zu deaktivieren (Neues zur Nutzung von Zoom an der Uni Hamburg gibt es hier).
- Teilen Sie die inhaltliche Präsentation per „Bildschirm teilen“ in Zoom (!) und beginnen Sie mit dem Vortrag. Sollten Sie dafür an ihrem Laptop stehen oder sitzen bleiben, benötigen Sie vermutlich kein zusätzliches Mikrofon. Mehr zur technischen Umsetzung können Sie in diesem Beitrag nachlesen.
Das soll gute hybride Lehre sein?
Nein. Das soll pragmatische Lehre sein. In diesem Blogbeitrag haben wir davon abgeraten, hybride Lehre als neuen Normalfall zu sehen: Die gleichzeitige Anwesenheit online und in Präsenz bietet alleine keinen didaktischen Mehrwert. Die Planung und Durchführung von Lehr-Lernszenarien, die aus dem hybriden Setting für Lehrende wie Studierenden einen echten Gewinn machen, ist aufwendig und ungewohnt und nicht von allen Lehrpersonen ohne zusätzlich bereitgestellte Ressourcen zu leisten.
Die vorgestellte Umsetzung ist daher ein Vorschlag, wie man Teilnehmenden, die aus verschiedenen Gründen nur online an einer Sitzung teilnehmen können, in diesem Übergangssemester entgegenkommen kann. Unser Vorschlag ermöglicht den Studierenden damit zumindest ein passives Mitverfolgen der Lehrveranstaltung – als Notfalllösung, nicht als gleichwertiger Ersatz.
Ein bisschen mehr hybride Interaktion traue ich mir schon zu!
Umso besser. Bieten Sie an, bei Fragen den Chat zu nutzen. Vielleicht können Sie jeweils einen Studierenden im Seminarraum bitten, sich ebenfalls in das Zoom-Meeting einzuwählen und den Chat für Sie als Moderator:in im Blick zu behalten. So können Sie auf Fragen direkt eingehen. Oder Sie planen bewusst Pausen für Fragen ein. Kleben Sie sich in diesem Fall am besten eine Notiz an den Bildschirm, Fragerunden immer mit den Studierenden zu beginnen, die per Zoom dabei sind. So vermitteln Sie auch den Studierenden zu Hause das Gefühl, dass sich ein aktives Mitdenken lohnt.
Wenn Sie Arbeitsphasen in Kleingruppen planen, denken Sie so einfach wie möglich. Statt hybrider Kleingruppen öffnen Sie Breakout-Sessions in Zoom und teilen unabhängig davon Präsenzgruppen ein. Machen Sie sich bewusst: Sie bieten das Seminar in Präsenz an. Sie werden den Studierenden zu Hause keine gleichwertige Seminarerfahrung bieten können. Und das ist in diesem Fall absolut in Ordnung.
Damit die Online-Teilnahme eine Notlösung bleibt
Vielleicht machen Sie sich Gedanken, ob Studierende das Online-Angebot ausnutzen, um mit möglichst wenig Aufwand am Seminar teilzunehmen? Sie könnten Ersatzleistungen formulieren. Sofern Sie mit Anwesenheitspflicht als Studienleistung arbeiten, könnten alle, die an einer Sitzung online teilnehmen, ein Protokoll der Sitzung abgeben. Auch hier gilt jedoch: Mit jeder Abgabe haben Sie mehr Arbeit. Überfordern Sie sich nicht!
*Stand: August 2021, mehr dazu hier
Oktober 3, 2021 um 2:26 pm Uhr
Liebe Mareike, eine sehr überzeugende, pragmatische Herangehensweise!